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06/2017

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Manchmal scheint es, als bräuchte man nur einen fachkundigen Schrauber und ein paar Stunden Zeit, damit ein Oldtimer wieder zu neuem Leben erwacht. Die meisten Wagen, die Sie hier sehen, hat aber längst ein anderes Schicksal ereilt. Sie sind stumme Zeugen der größten Zeiten des Automobils. Sie führen uns zurück in eine Zeit, in der das Auto die gesamte US-amerikanische Gesellschaft revolutionierte. Sie zeigen die Tage, in denen erstmals Drive-In-Restaurants und Autokinos aus dem Boden schossen. Und manche von ihnen erzählen noch heute die Geschichten ihrer Besitzer. Wir zeigen Ihnen eine Auswahl der beeindruckenden Bilder des Fotografen Dieter Klein. …

05/2017

Montag, 29.05.2017

Spiegel Online: Herr Klein, haben Sie schon mal ein Auto auf den Schrottplatz gebracht?

Klein: Nein. Ich bin kein großer Autofan.

Spiegel Online: Wie sind Sie dann auf die Idee zu ihrem Bildband über verrottende Autos gekommen?

Klein: Durch Zufall. Während eines Frankreichurlaubs habe ich einen alten, verfallenen Citroen-Laster entdeckt. Ein Modell aus der Baureihe Rosalie von 1937. Dieser kleine Laster war in einen Holunderbusch eingewachsen, ein armdicker Ast rankte durch das Lenkrad. Davon habe ich ein Foto gemacht. Das Bild ließ mich dann nicht mehr los.

Spiegel Online: Wie meinen Sie das genau?

Klein: Das Auto ist etwas uns sehr vertrautes. Und dieses Vertraute in einem nicht vertrauten Zusammenhang zu sehen – das faszinierte mich. Ich begann zu recherchieren. Ich fand lauter verlassene Schrottplätze in Europa und verewigte sie in einem Bildband. Daraufhin machten mich Leser auf einen speziellen Gammel-Garten in den USA aufmerksam.

Spiegel Online: Was hatte es damit auf sich?

Klein: Es handelte sich um eine gigantische Autosammlung in den USA. Der Besitzer hatte sich nach Streitigkeiten mit den lokalen Behörden über sein Grundstück dazu entschieden, seinen Schrottplatz nicht mehr weiterzuführen und wieder als Farmer zu arbeiten. Das war 1953 – und seitdem war die Sammlung unberührt. Mich hatte diese Geschichte so fasziniert, dass ich kurzerhand einen Flug in die USA buchte, um mir die Autos aus der Nähe anzugucken. Daraus wurde dann die erste, vier Wochen dauernde Reise.

Spiegel Online: Wie lange waren Sie in den USA unterwegs?

Klein: Für beide Bildbände habe ich insgesamt vier Reisen unternommen. Zwei mal sechs Wochen und zwei mal vier Wochen. Ich bin 42.000 Kilometer weit durch 39 Bundesstaaten gefahren.

Spiegel Online: Wie sind sie bei der Planung vorgegangen?

Klein: Im habe im Vorfeld jeder Reise ein paar Plätze mit Potenzial recherchiert und ansonsten viel Zeit für Spontanfunde eingeplant.

Spiegel Online: Spontanfunde im Vorbeifahren?

Klein: In der Regel eher nicht. Viele Fahrzeuge stehen auf riesigen, hektargroßen Privatgrundstücken, man sieht die Autos also von der Straße aus nicht. Außerdem empfiehlt es sich in den USA nicht unbedingt, ohne Erlaubnis ein Privatgelände zu betreten. Einige Fahrzeuge habe ich aber tatsächlich im Vorbeifahren entdeckt.

Spiegel Online: Aber wie sind sie dann zu den Fundorten gelangt?

Klein: Oft durch Einheimische. In abgelegenen Orten haben die Leute anhand meines Akzents natürlich sofort gemerkt, dass ich fremd bin. So kamen wir ins Gespräch, ich zeigte Postkarten mit Bildern, die ich von Autowracks gemacht hatte, und die Leute gaben mir Tipps, wo ich weitere finden konnte. Sie vermittelten Kontakt zu den Grundstücksbesitzern oder zeigte mir selber Fundorte. Eine Dame ließ mich erst auf ihr Grundstück, damit ich dort fotografieren konnte. Irgendwann war sie so Feuer und Flamme für die Sache, dass sie sechs Stunden mit mir durch die Gegend fuhr und mir weitere Wracks zeigte.

Spiegel Online: Wie erklären Sie sich diese Begeisterung für die alten Rostlauben?

Klein: Ich glaube, dass das eine ureigene amerikanische Form von Geschichtsbewusstsein ist. Die amerikanische Geschichte ist, vergleichen mit der Europas, sehr kurz. In Deutschland kann man in eine Barockkirche gehen oder den Kölner Dom, der bald tausend Jahre alt ist. So etwas gibt es in den USA nicht, deswegen stiften Exponate der jungen amerikanischen Geschichte wie diese Autos eine Form der Identifizierung.

Spiegel Online: Was meinen Sie damit?

Klein: Für viele Amerikaner sind ihre Fahrzeuge Teil der Familiengeschichte und werden entsprechend präsentiert. Neben dem Eingang zu einer Ranch fand ich einmal den Familienfuhrpark der vergangenen Jahrzehnte: Zwölf Fahrzeuge, fein säuberlich aufgereiht, von Lastern über Pick-ups bis zu Limousinen. Hierzulande undenkbar – niemand würde sich Autos in den Vorgarten stellen und die einfach vergammeln lassen. Aber der Besitzer erzählte mir stolz zu jedem Auto die Geschichte.

Spiegel Online: Das Auto als Lebensmittelpunkt?

Klein: Manchmal schon. In Mojave, Kalifornien, etwa zwei Autostunden von Los Angeles entfernt, hatte ich eine solche Begegnung. Dort sah ich eines Tages eine Werkstatt mit interessanten Autos. Ich plauderte mit dem Besitzer, ein älterer Mann, der sich als ‚Gene‘ vorstellte. Er führte mich in sein Haus, das an die Werkstatt angrenzte, öffnete die Tür – und plötzlich standen wir in einer Tankstelle. Regale voller Glühbirnchen, Zündkerzen, Ölkännchen, alles voll mit Krimskrams. Er öffnete die nächste Tür – und da stand, mitten im Wohnzimmer, eine total abgefahrene Designstudie. Außerdem Vitrinen voller Pokale und Spielzeugautos. Erst da dämmerte mir, dass ich, ohne es zu wissen, bei Gene Winfield, gelandet war – einem der legendärsten Rennfahrer und Customizer der USA. Er gestaltete zum Beispiel Filmautos für „Blade-Runner“, „Batman“ und „Star Trek“. Der lebte da in der Wüste und baute mit seinen Kollegen aus alten Autos Hot Rods zusammen. Für ihn waren Autos definitiv der Lebensmittelpunkt.

Spiegel Online: Haben Sie ein Lieblingsauto, ein Lieblingsmotiv?

Klein: Ja, das Titelbild des zweiten Bandes. Den Wagen habe ich im äußersten Nordosten von Montana gefunden. Es ist ein Dodge Pioneer in pink, wie es zu Zeiten von Elvis Presley durchaus Mode war. Der Wagen war 1977 von seinem Besitzer vor dessen Haus abgestellt worden – zwei Tage später starb er. Sein Sohn hat mir erzählt, dass die Familie den Wagen aus Respekt dem Vater gegenüber nie wieder angefasst hat, genau wie das Haus nicht mehr betreten wurde. Der Garten wurde nicht mehr gepflegt, das Haus verfällt, das Auto verfällt, die Zeit ist eingefroren worden.

Spiegel Online: Eine berührende Geschichte.

Klein: Das Motiv ist aber auch aus fotografischer Sicht mein Favorit. Ich kam an dem Ort am Nachmittag an. Die Sonne schien, es war ein bisschen bewölkt. Ich wartete auf ein ganz bestimmtes Licht und als die Sonne unterging, geschah es: Der pinke Dodge unter pinken Wolken vor dem verfallenen Haus – mein perfektes Bild.

http://www.spiegel.de

06/2017

extrablatt – Troisdorf

Troisdorf (uzk). Mit Rosalie hat alles begonnen. Die Zufallsbegegnung bei einem Urlaub im Jahr 2009 in der Nähe von Cognac in Frankreich hat dem Fotografen, Dieter Klein, einen neuen Impuls für seine Arbeit gegeben. Dabei ist Rosalie keine Schönheit. Rosalie trägt deutliche Zeichen des Alters. Der Zahn der Zeit hat an ihr genagt und genau aus diesem Grund war es für Dieter Klein die Liebe auf den ersten Blick. Rosalie ist nicht etwa eine alternde Dorfschönheit. Rosalie ist Baujahr 1937, aus Blech, rostig und ein alter Citroën-Laster aus der Baureihe „Rosalie“. Sie steht irgendwo vollkommen vergessen, ist von Wind und Wetter gezeichnet und hält einen Dornröschenschlaf umrankt von Holunderbüschen. Für Dieter Klein war es genau dieser Anblick, der das Herz des Fotografen gewonnen hat. Seit der Begegnung mit Rosalie ist der Fotograf in der Welt unterwegs und sucht nach Schrottautos mit morbidem Charme.

Ein Wettlauf mit der Zeit
„Das Auto ist etwas uns sehr Vertrautes. Und dieses Vertraute in einem nicht vertrauten Zusammenhang zu sehen – das faszinierte mich. Ich begann zu recherchieren. Ich fand lauter verlassene Schrottplätze in Europa und verewigte sie in einem Bildband“, berichtet er im Interview mit dem Spiegel. Bei der Suche nach Schrottplätzen, besser gesagt Motiven, hält Klein einen Wettlauf mit der Zeit. Immer besteht ein Risiko, dass die Plätze abgeräumt werden und die Autos final in der Schrottpresse landen. Die längst vergessenen Schönheiten, die der Fotograf auf einzigartige Weise in Szene setzt, findet er auf vergessenen Plätzen in Belgien, Schweden und besonders in den USA. Den Kontinent der gigantischen Schrottplätze, versteckter Garagen und privater Grundstücke mit Schätzen, die vor sich hin dämmern, bereiste er für seinen Doppelbildband „The Fabulous Emotion – Retired Automobiles of North America“ vier Mal. In insgesamt 20 Wochen legte er 42.000 Kilometer zurück und durchquerte dabei 39 Bundesstaaten. Auf die Reisen hatte er sich durch Internetrecherche und Tipps vorbereitet. „Auktionsportale sind eine gute Quelle“, erklärt Dieter Klein. „Aber dann muss man schnell reagieren, sonst ist alles weg.“

Wochenlang auf Suche in den USA
So entstand die Idee für das USA Projekt als Klein von einer Auktion in Enid, Oklahoma erfuhr. „Während der Reisen erhielt ich Tipps von Bewohnern, die mich auf so manchen Ort aufmerksam machten, den ich ohne die Hinweise niemals gefunden hätte.“ Von seiner USA Reise hat der Fotograf nicht nur seine Bilder, die wie Gemälde wirken mitgebracht, sondern auch die Erkenntnis, dass Fahrzeuge im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ anders betrachtet werden. „Dort ist es nicht selten, dass Autos als Bestandteil der Familiengeschichte und zur Wahrung von Erinnerungen abgestellt werden. Das kann schon mal im Vorgarten sein. Bei uns wäre das nicht vorstellbar.“ Genau diesem Umstand verdankt Dieter Klein sein Lieblingsbild, seinen Big-Shot.

Geduld, Langzeitbelichtung und Lichtakzente
Es zeigt einen pinken Dodge Pioneer aus dem Jahr 1960. „Der Besitzer stellte ihn zwei Tage vor seinem Tod vor seinem Haus ab. Aus Respekt vor dem Vater hat der Sohn den Wagen nicht mehr bewegt und das Haus nicht mehr betreten – und das seit 1977“, erzählt Dieter Klein.  Klein inszeniert dieses Bild wie alle seine Aufnahmen. „Bei diesem Motiv habe ich auf ein bestimmtes Licht gewartet. Als die Sonne unterging verfärbte sich der Himmel passend zum Dodge pink.“ Der Fotograf ist ein Meister der Szene und des Lichts, sein Blick für seine Motive ist einzigartig. Er arbeitet mit Langzeitbelichtungen und Fernauslöser um „Wackler“ zu vermeiden. Eine nachträgliche Bildbearbeitung lehnt er ab. Die beiden Bildbände aus den USA sind ein einziges „Aha-Erlebnis“ und begeistern nicht nur Autoliebhaber. Ergänzt werden sie durch kleine Hintergrundgeschichten die von zahllosen interessanten und skurrilen Typen berichten, denen Dieter Klein auf seinen Reisen begegnet ist. Die FAZ schreibt dazu  „Must haves“ für Automobil-und Naturliebhaber sowie Retro-und Vintagefans.“ Mehr Infos unter : forest-punk.de