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Autofriedhöfe in den USA

Rost statt Chrome: Das unglamouröse Ende der Straßenkreuzer

Sie dämmern seit Jahrzehnten vor sich hin: US-Oldtimer, die dem Verfall preisgegeben sind. Ein deutscher Fotograf hat sie in den Vereinigten Staaten aufgestöbert, am Straßenrand, auf Autofriedhöfen und in Scheunen. Wir stellen seine schönsten Fotos vor.

Sie haben ihre beste Zeit längst hinter sich: dicke Straßenkreuzer, die aus einer Zeit stammen, als die Gallone Benzin kaum etwas kostete und sich kein Autobesitzer um Verbrauchswerte kümmerte. Die teilweise tonnenschweren Fahrzeuge dienen heute nicht mehr der Fortbewegung, sie sind abgestellt und vergessen. Ihre Motoren werden nie mehr anspringen.
Ein deutscher Fotograf Dieter Klein hat Hunderte von ihnen wieder in unseren Fokus gerückt, zumindest durch seine Aufnahmen. Zwischen 2014 und 2016 hat er sich bei vier Reisen quer durch die Vereinigten Staaten auf die Suche nach besonders schönen Exemplaren gemacht und dabei insgesamt 42.000 Kilometer zurückgelegt. Fündig wurde er vor allem in der Provinz, im ländlichen Amerika. Dort stieß er auf Oldtimer zwischen den Baujahren 1908 bis 1970.

Faible für Fundstücke
Die Fotojagd nach verlassenen Automobilen begann durch einen Zufall. Sein Schlüsselerlebnis hatte Klein in Frankreich, als er die Überreste eines 80 Jahre alten Citroen-Lasters entdeckte. Das schon halb zerfallende Fahrzeug war von Efeu überwuchert: Die Natur hatte sich den ehemaligen Kleinlaster mit üppigen Grün einverleibt.
Mit diesem Motiv hatte Klein sein Thema gefunden. Er spürte ähnliche Bilder mit Automobilen im Dornröschenschlaf auf Hinterhöfen und Schrottplätzen auf. Zunächst nur in Europa. „Forest Punk“, so betitelte er seine Fotoserie über die Schönheit der Zerfalls.
Mit seinen Aufnahmen dokumentiert Klein nicht einfach nur die Rostlauben. Vielmehr inszeniert er, wenn er fündig geworden ist: Er rückt die Oldtimer ins richtige Licht und wartet auf den perfekten Moment, wenn gerade die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist und fotografiert so im Tagesrestlicht, um die geheimnisvolle Stimmung noch zu verstärken.
Bald war es nur noch eine Frage der Zeit, dass er sich auch in das Mutterland der automobilen Mobilität aufmachte – in die Vereinigten Staaten. Als er von einer Versteigerung in einem Ort in Oklahoma Wind bekam, wo die Fahrzeuge eines Schrottplatzes unter den Hammer kommen sollten, flog er rüber.
So begann sein Projekt „The Fabulous Emotion – Grand Tour: Retired Automobiles of North America“ mit Bildern, die er inzwischen in zwei opulenten Bildbänden veröffentlicht hat. Da stehen Buicks, Cadillacs, Oldsmobiles, DeSotos und Studebakers in der weiten Landschaft, darunter viele Automarken, die längst vom Markt verschwunden sind und die heute kaum noch einer in Europa kennt.
An Kleins Fotografie fasziniert der Schwebezustand, den er festgehalten hat: Es sind Bilder, in den sich die tote Technik und eine lebendige Natur die Waage halten.

Car cemeteries in the USA

Rust instead of chrome: The unglamorous end of road cruisers

They have been dawdling for decades: US vintage cars that are subject to decay. A German photographer tracked them down in the United States, on the roadside, in car cemeteries and in barns. We present his most beautiful photos.

They have long since passed their best period: thick road cruisers, which date from a time when the gallon of petrol cost very little and no car owner was concerned about fuel consumption values. The vehicles, some of which weigh tons, are no longer used for locomotion; they are parked and forgotten. Your engines will never start again.
A German photographer Dieter Klein has brought hundreds of them back into our focus, at least through his photographs. Between 2014 and 2016, he made four trips across the United States in search of particularly beautiful specimens, covering a total of 42,000 kilometers. He found it mainly in the provinces, in rural America. There he came across vintage cars between 1908 and 1970.

Faible for found objects
The photo hunt for abandoned automobiles began by chance. Klein had his key experience in France when he discovered the remains of an 80-year-old Citroen truck. The already half-decaying vehicle was overgrown with ivy: Nature had incorporated the former small truck with its lush greenery.
Klein had found his theme with this motif. He tracked down similar pictures of cars sleeping asleep in backyards and scrap yards. Initially only in Europe. „Forest Punk,“ he called his photo series about the beauty of decay.
Klein’s photographs do not simply document the rust buds. Rather, when he finds what he is looking for, he stages the classic cars in the right light and waits for the perfect moment when the sun has just disappeared behind the horizon, taking pictures in residual daylight to intensify the mysterious mood.
Soon it was only a matter of time before he set off for the motherland of automotive mobility – the United States. He flew over when he got wind of an auction in a town in Oklahoma where the vehicles of a scrap yard were to come under the hammer.
Thus began his project „The Fabulous Emotion – Grand Tour: Retired Automobiles of North America“ with pictures, which he has now published in two opulent illustrated books. There are Buicks, Cadillacs, Oldsmobiles, DeSotos and Studebakers in the wide landscape, among them many car brands that have long since disappeared from the market and are hardly known in Europe today.
Klein’s photography is fascinated by the state of suspense he has captured: They are images in which dead technology and a living nature are in balance.