Presse-2018 (pictures magazin)

PICTURES-Magazin 7/8-2018

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AN ROSALIE NAGEN
DIE ZEICHEN DER ZEIT

Rosalie ist keine alternde Dorfschönheit.
Rosalie ist Baujahr 1935, aus Blech,
rostig und ein alter Citroën. Eingewachsen
in die Natur, war es doch so etwas
wie „Liebe auf den ersten Blick“.

VON DAGMAR SCHELLHAS-PELZER
ALLE FOTOS VON DIETER KLEIN

Auf einer Reise im französischen Aquitaine begegnete Dieter Klein der rosa-rostigen „Lady“ und es war der Beginn eines aufregenden Projektes: „Forest Punk“ – ein Fototrip durch weite Landschaften, zunächst in Europa, 2014 bis 2016 in Amerika entstanden. Hier fotografierte er Autos als Teile der Gesellschaft, die inzwischen ihre Dienste geleistet haben und nun irgendwo ihr Dasein fristen – in alten Scheunen, auf verwilderten Plätzen oder auf wilden Wiesen. Dieter Klein lässt uns an seinen Gedanken teilhaben: „Der Widerspruch zwischen dem Vertrauten (Auto) und dem nicht Vertrauten (Verfall) halte ich im Bild fest. Ein Auto, das nicht mehr fährt und seit Jahrzehnten sich selbst überlassen von der Natur zurückgenommen wird. Es ist dieser Wandlungsprozess von der Maschine zum Statussymbol und dann wieder der Wandel von einem Wert in einen Unwert. Es bleibt etwas Geheimnisvolles, Unerwähntes, Spannendes, das ich dann wieder zu einem zweidimensionalen Bild wandle.“ Wir hören ihm zu gerne zu: „In meinen Bildern lasse ich die Automobile nicht nur über ihre Zeit hinaus leben, sondern zeige auch die Szenerien des In-der-Zeit-Versinkens. Ich betrete eine gewissermaßen zerbrochene und gleichzeitig zerbrechliche Welt. Diese kleinen, kurzen Ewigkeiten fotografieren zu können, ist für mich ein Geschenk.“
Learning by Doing
Der Herr, der mit Worten ebenso gut umgehen kann wie mit der Kamera, hatte einen dreigeteilten Berufswunsch: Pianist, Grafiker oder Fotograf. Für das Piano war es irgendwann zu spät und er gibt selbstkritisch zu, dafür auch nicht gut genug gewesen zu sein. Beim Zeichnen und Gestalten fehlte ihm doch das letzte Bisschen Engagement, das nötig gewesen wäre – also war der Wunsch, Fotograf zu werden, doch letztlich der stärkste und der setzte sich auch durch. „Ich habe ein Studium in der Fotoklasse an der ehemaligen Kölner Werkkunstschule begonnen. Das Studium war nicht besonders interessant, man war weitgehend auf sich selbst gestellt. Der Professor war mehr an seiner eigenen Arbeit interessiert und gab einem das Gefühl, dass Studenten eher lästig sind. Mich hat das motiviert, selbstständig zu handeln. So habe ich mich bei lokalen Zeitungen vorgestellt und bekam nach ein paar Tagen tatsächlich die ersten Aufträge. Also Learning by Doing war der erfolgsversprechende Weg.“ Fortan war Dieter Klein bei Proben einer Ballettschule, der Besteigung eines Braunkohlebaggers, dem Besuch auf einer Mülldeponie, in einem Schlachthof, bei politischen und kulturellen Veranstaltungen und in Gefängnissen, um erste fotografische Erfahrungen zu sammeln. Später kamen Reportagen beispielsweise über Persönlichkeiten wie Reinhold Messner dazu, oder eine Reportage über Roboter, bei der er Universitäten, Industrieproduktionen und Forschungsinstitute besuchte. Belohnt wurde letztere Arbeit mit dem ersten Preis in der Kategorie Reportage von „Bild der Wissenschaft“. Um es kurz zu machen: Es folgte eine Fotografen-Phase, wo kein Unternehmen, keine Veranstaltung und kaum ein zu Porträtierender vor Dieter Kleins Kamera sicher war. Die Vielfalt seiner Projekte führte zu einem unglaublichen Erfahrungschatz, auf den er immer wieder aufbauen konnte. Längst war er bereit, seine eigenen Projekte, wie beispielsweise seinen zweiteiligen Bildband „Forest Punk“, voranzutreiben.
Neben seinen ganzen Berufserfahrungen, hat Dieter Klein das Glück, in seinem Freundeskreis einige engagierte Fotografen zu haben. „In der Anfangszeit unseres Berufslebens haben wir oft zusammengesessen, Bilder diskutiert, Editing geprobt, den Blick geschärft für andere Sichtweisen, den Versuch unternommen, Lieblingsbilder zu verwerfen, wenn der andere darin keine starke Aussage sehen konnte. Eine andere Möglichkeit war, etwa 100 Magazine zu sichten und an alle Bilder, unter denen wir gerne unseren Namen sehen würden, ein Post-it zu kleben. Die Analyse danach gab schon sehr klare Hinweise auf Thema und Auffassung.“ Wir finden, von Dieter Klein können wir einiges lernen.

Wie dürfen wir uns denn Dieter Klein in Action unterwegs vorstellen?

„Ich benutze den ‚Lastwagen‘: Mittelformat mit 100 Mega-Pix-Back, vier Objektive, immer mit Stativ, das ganze schwarze Zubehör mit Ladegeräten, Steckern usw., Laptop und LED-Hochleistungstaschenlampe für Light-Painting in der Dämmerung. Das summiert sich auf ca. 26 Kilogramm. Stativ und Kamera wiegen zusammen schon ungefähr 8 Kilo – das war das Minimum.“ In wärmeren Gegenden kamen dann normalerweise Proviant plus 2 bis 3 Liter Wasser dazu. Im Süden Kaliforniens traf er im September allerdings noch auf bis zu 43 Grad im Schatten bei einer Luftfeuchtigkeit von nur 5 bis 8 Prozent. Er stöhnt ein wenig: „Da dehydriert man schnell über die Haut. Es waren 6 bis 7 Liter Wasser am Tag notwendig, um nicht auszutrocknen. Aber ehrlich gesagt, ich konnte meist mit dem Wagen recht nah heranfahren an meine Objekte und so lagen die meisten Autos bis auf wenige Ausnahmen im Umkreis von höchstens einem Kilometer.“
Mit Vorträgen über seine spannenden Fotoreisen geht Dieter Klein aus Troisdorf demnächst auf Tour. Bestätigt durch den Preis für die „Beste Fotografie“ beim Vortragswettbewerb „Discovery Days 2017“ (überreicht von Jurymitglied Ruth Eichhorn, die 20 Jahre lang die Bilddirektorin der GEO war), möchte er vielen Menschen seine einmaligen Bilder und die nostalgischen Geschichten dazu erzählen. Als „Nebenzweig“ seiner Automobil- Fotografie hat der Abenteurer begonnen, historische Modellfahrzeuge zu inszenieren. Ausgewählte Motive zieren seinen Fotokalender für das Jahr 2019. Seinem Credo, dass er mit seinen Bildern berühren möchte und dem Betrachter Freude und ein Erlebnis schenken möchte, stimmen wir nickend zu. Vielen Dank für den Kurztrip zu vergessenen Orten und verlassenen Fahrzeugen, die „Rosalie“ oder anders heißen.


GNAW AT ROSALIE
THE SIGNS OF TIME

Rosalie is not an aging village beauty.
Rosalie was built in 1935, made of sheet metal,
rusty and an old Citroën. ingrowth
into nature, it was something like that
like „love at first sight“.

FROM DAGMAR SCHELLHAS-PELZER
ALL PHOTOS OF DIETER KLEIN

On a trip to Aquitaine, France, Dieter Klein met the pink and rusty „Lady“ and it was the beginning of an exciting project: „Forest Punk“ – a photo trip through vast landscapes, first in Europe, then in America from 2014 to 2016. Here he photographed cars as parts of society that have meanwhile served their purpose and now live somewhere – in old barns, in overgrown squares or on wild meadows. Dieter Klein lets us share his thoughts: „I capture the contradiction between the familiar (car) and the unfamiliar (decay) in the picture. A car that no longer drives and has been abandoned by nature for decades. It is this process of change from the machine to the status symbol and then again the change from a value to a worthless one. There remains something mysterious, unmentioned, exciting, which I then turn back into a two-dimensional image.“ We like to listen to him: „In my pictures I not only let the cars live beyond their time, but also show the scenes of sinking in time. I enter a somewhat fractured and at the same time fragile world. To be able to photograph these little, short eternities is a gift for me.“

Learning by Doing
The gentleman, who is as good with words as he is with the camera, had three career aspirations: pianist, graphic artist or photographer. At some point it was too late for the piano and he admits to not being good enough for it. In drawing and designing, he lacked the last bit of commitment that would have been necessary – so the desire to become a photographer was ultimately the strongest and it prevailed. „I started studying photography at the former Cologne Werkkunstschule. The study was not particularly interesting, one was largely on one’s own. The professor was more interested in his own work and gave you the feeling that students are rather annoying. This motivated me to act independently. So I introduced myself to local newspapers and after a few days I actually got my first orders. „So learning by doing was the way to go.“ From then on Dieter Klein was rehearsing a ballet school, climbing a brown coal excavator, visiting rubbish tip, a slaughterhouse, political and cultural events and prisons to gain his first photographic experience. Later, reports were added, for example, by personalities such as Reinhold Messner, or a report on robots, during which he visited universities, industrial productions and research institutes. The latter work was awarded first prize in the category „Bild der Wissenschaft“. To make a long story short: A photographer phase followed, where no company, no event and hardly anyone to be portrayed was safe from Dieter Klein’s camera. The variety of his projects led to an incredible wealth of experience on which he could build again and again. He has long been willing to push ahead with his own projects, such as his two-part illustrated book „Forest Punk“.

In addition to all his professional experience, Dieter Klein is fortunate to have several dedicated photographers in his circle of friends. „In the early days of our professional lives we often sat together, discussed pictures, rehearsed editing, sharpened our gaze für different perspectives, tried to reject favourite pictures if the other could not see a strong statement in them. Another possibility was to view about 100 magazines and to stick a Post-it to all pictures under which we like to see our name. The analysis after that gave very clear indications of the subject and the view.“ We think we can learn a lot from Dieter Klein.

How may we imagine Dieter Klein in action on the road?
„I use the truck: Medium format with 100 Mega-Pix-Back, four lenses, always with tripod, all black accessories with chargers, plugs etc., laptop and high-power LED torch for light painting at dusk. That adds up to approx. 26 kilograms. „Tripod and camera together already weigh about 8 kilos – that was the minimum.“ In warmer areas, provisions were normally added plus 2 to 3 litres of water. In California’s south, however, it still hit up to 43 degrees in the shade in September at an air humidity of only 5 to 8 percent. He moans a little: „You get dehydrated quickly over the skin. 6 to 7 litres of water a day were necessary to avoid drying out. But to be honest, I could usually drive the car quite close to my objects and so, with a few exceptions, most of the cars were within a radius of one kilometre at the most“.

Dieter Klein from Troisdorf will soon be on tour with lectures about his exciting photo trips. Confirmed by the award for „Best Photography“ at the „Discovery Days 2017“ lecture competition (presented by jury member Ruth Eichhorn, who was the director of photography at GEO for 20 years), he wants to tell many people about his unique pictures and nostalgic stories. As a „secondary branch“ of his automobile photography, the adventurer has begun to stage historical model vehicles. Selected motifs adorn his photo calendar for the year 2019. We nod to his credo that he wants to touch with his pictures and give the viewer joy and an experience. Thank you for the short trip to forgotten places and abandoned vehicles called „Rosalie“ or otherwise.tten places and abandoned vehicles called „Rosalie“ or otherwise.