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Photo International, Ausgabe März/April 2018
Text: english version below
Die Amerikaner und ihr Auto. Eine Never-ending-Liebes-geschichte. Manche pflegen den Schrott im Vorgarten, weil sie nicht davon lassen können, andere haben ihre Fahrzeuge einfach dort ausgesetzt, wo sie den Dienst versagt haben. Der Fotograf Dieter Klein ist gar kein Autofan, aber seit Jahren auf der Jagd nach den Relikten vergangener Zeiten.
Als er Rosalie mitten in einem Holunderbusch im französischen Aquitaine entdeckte, war es um Dieter Klein geschehen. Die märchenhafte Szenerie mit dem 80 Jahre alten Citroën-Laster fesselte im Jahre 2009 den Kölner Fotografen so sehr, dass er sich auf die Suche nach ähnlichen Orten in Europa machte – und fündig wurde. In einem Wettlauf gegen die Zeit besuchte Klein vergessene Schrottplätze, bevor sie abgeräumt wurden, hielt mit seiner Kamera die Schönheit des Verfalls und Szenerien des „In-der-Zeit-Versinkens“ fest. Ein erster Bildband „Forest Punk“ ist daraus entstanden.
Nun also die USA, das Land, in dem Motels, Drive-in-Restaurants und das Autokino erfunden wurden. Dieter Klein nimmt den Betrachter mit auf eine über 25 000 Meilen lange Reise in mehreren Etappen durch den nordamerikanischen Kontinent, wo er die rostenden Protagonisten vergangener Epochen in emotionalen Bildern festgehalten hat, bevor sie gänzlich verschwinden. Die Idee für das ambitionierte USA-Projekt entstand, nachdem Klein bei seinen Recherchen von einer Auktion in Enid, Oklahoma erfahren hatte, bei der alle Fahrzeuge und Teile eines Schrottplatzes an einem einzigen Tag unter den Hammer kommen sollten. Die Zeit drängte, und Klein setzte sich in den Flieger, bevor seine Lieblingsmotive verschwunden waren. Nach dieser ersten, vierwöchigen Tour im Jahre 2014 folgten weitere Reisen. Klein fand Einzelstücke in großartiger Landschaft und auf Plätzen mit bis zu 8000 Fahrzeugen. Er entdeckte private Schrottpläze, wo nichts verkauft wird. Ghost towns, wo in Garagen mobile Schätze vor sich hindämmern und private Grundstücke, wo Autos als Teil der Familiengeschichte im hohen Gras aufbewahrt werden. Und er traf auf Menschen, die diese Orte aus reiner Liebhaberei betreiben oder die Fahrzeuge dort sich selbst, der Natur und dem Wetter überlassen. Sie haben dem deutschen Fotografen die Geschichten dahinter erzählt und dem Auto als Symbol von Mobilität und individueller Freiheit überall in den USA ein Denkmal gesetzt.